Pannen-Vettel noch nicht abgeschrieben
Die
WM-Wertung zeigt sechs Rennen vor Schluss einen Zweikampf zwischen
Lewis Hamilton und Mark Webber. Die Teams wollen aber offiziel noch
niemanden bevorzugen. Vettel nach verpatztem Rennen in der Kritik.
Deren Formel-1-Teams McLaren und Red Bull wollen sich aber auch nach
dem chaotischen Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps noch lange
nicht auf einen Fahrer als ihre Nummer eins im WM-Rennen festlegen. "Es
ist noch zu früh, darüber nachzudenken", betonte Red-Bull-Teamchef
Christian Horner.
Über weite Strecken der Saison hatte das
Stallduell bei den Bullen die Schlagzeilen bestimmt. Jungstar Sebastian
Vettel fehlen nach seinem völlig verpatzten Rennen in Spa samt von ihm
selbst verursachter Kollision mit McLarens Weltmeister Jenson Button
bereits 28 Punkte auf seinen Teamkollegen, gar 31 sind es auf den neuen
WM-Leader Hamilton. "Aber Vettel ist daran einfach selbst schuld",
urteilte die "Bild"-Zeitung am Montag.
Fehler-Vettel noch nicht abgeschriebenZu viele Fehler habe der 23-jährige Deutsche im Saisonverlauf
gemacht, zu selten war die Übermacht des RB6 in volle Punkte umgemünzt
worden. Obwohl die Buchmacher mittlerweile Webber und Hamilton
favorisieren, will Horner seinen zweiten Schützling noch nicht
abschreiben. "Nur ein dummer Mensch würde so etwas tun", meinte der
Brite. Auch Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko erinnerte: "Mit dem
neuen Punktesystem ist vieles möglich."
In der besten Ausgangsposition ist Vettel freilich nicht mehr, das
weiß er auch selbst. "Es wird etwas schwieriger. Aber wenn man den
Saisonverlauf betrachtet, ist es die ganze Zeit drunter und drüber
gegangen", sagte Vettel. "Es geht noch was." Webber freilich, der sich
nach einer ungeschickten Aktion des Teams Anfang Juli in Silverstone
selbst sarkastisch als "Nummer-zwei-Pilot" bezeichnet hatte, sehnt eine
Entscheidung für ihn herbei.
Im Duell mit McLaren müsse man irgendwann die Kräfte bündeln, meinte
der 34-jährige Australier. "Es kommt darauf an, wie hungrig wir sind",
erklärte Webber. "Es ist vielleicht im Moment noch zu früh (für eine
Entscheidung über die Nummer eins), aber sie ist nicht mehr zu weit weg,
würde ich sagen." Der Routinier hat in dieser Saison bereits vier
Rennen gewonnen - und damit sogar um eines mehr als der englische
Ex-Weltmeister Hamilton.
Webber in Überform"Mark hat diese Saison mehr Rennen gewonnen als jeder andere Fahrer,
darunter waren einige großartige Leistungen. Er ist definitiv in der
Form seiner Karriere", meinte Teamchef Horner. "Aber Mark ist Sportler
und Realist. Er ist realistisch genug, um zu wissen, dass sich das Blatt
sehr, sehr schnell wenden kann." Ein nächstes Mal in zwei Wochen in
Monza - einer Vollgas-Strecke, die dem Red-Bull-Boliden alles andere als
entgegenkommt.
McLaren und womöglich auch Ferrari - Fernando Alonso musste seine
WM-Hoffnungen in Spa wohl endgültig begraben - sind in Italien zu
favorisieren. "Das ist für uns die schwierigste Strecke der Saison",
betonte Horner. Erst danach folgen mit Singapur und Japan zwei Kurse,
auf denen die aerodynamischen Stärken des RB6 besser zum Tragen kommen.
Ein Fragezeichen steht weiter hinter dem drittletzten Grand Prix der
Saison, der Premiere in Südkorea.