Ferrari schlägt zu: Vettel gewinnt "Chaos-GP"
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel holt sich den Sieg beim GP von Ungarn vor den Red-Bull-Piloten Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo. Lewis Hamilton wurde nur Sechster, Nico Rosberg nach Reifenschaden auf acht.
Ein völlig verrückter Grand Prix von Ungarn hat die Formel-1-WM wieder spannender gemacht. Ferrari-Star Sebastian Vettel triumphierte in Mogyorod bei Budapest überraschend vor Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo, die Red Bull die ersten Podestplätze der Saison bescherten. Die favorisierten Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg mussten sich mit den Plätzen sechs bzw. acht zufriedengeben.
Hamilton baute seine WM-Führung dennoch leicht aus. Nach zehn von 19 Rennen liegt er 21 Punkte vor Rosberg und 42 vor Vettel. Dabei lief es für den Weltmeister alles andere als nach Plan. Hamilton verpatzte erst den Start, war neben der Strecke, beschädigte im Finish sein Auto und kassierte auch noch eine Durchfahrtsstrafe. Am Ende hatte er Glück, dass Stallrivale Rosberg im Zweikampf mit Ricciardo einen Reifenschaden erlitt.
"Wir haben in einem Rennen mehr Schwierigkeiten gehabt als in der ganzen Saison", meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Für uns war es ein richtig schlechter Tag im Büro." Erstmals seit Brasilien 2013 oder 28 Rennen landete kein Silberpfeil auf dem Podest. In dieser Saison hatten es Hamilton und Rosberg bis dato sogar jeweils beide auf das Podest geschafft.
Dieser Serie wurde in Ungarn ein Ende bereitet. Vettel landete den 41. GP-Sieg seiner Karriere, zog damit in der ewigen Bestenliste mit der drittplatzierten Legende Ayrton Senna gleich. Im Moment seines Triumphes dachte der Deutsche aber auch an den vergangene Woche verstorbenen Franzosen Jules Bianchi. "Wir wissen, dass er früher oder später Teil dieses Teams gewesen wäre", sagte Vettel am Funk über den einstigen Ferrari-Nachwuchsfahrer."Es hätte auch schlimmer sein können"
Zumindest diese Bilanz könnte Hamilton beruhigen. Beim Briten überwog aber der Frust, ausgerechnet in seinem "Wohnzimmer", in dem er schon viermal triumphiert und alle Trainings bis hin zum Qualifying dominiert hatte, so schlecht abgeschnitten zu haben. "Es war ein wirklich schlechter Tag, aber manchmal passiert so etwas", sagte Hamilton lapidar. "Es hätte auch schlimmer sein können."
Zwischenzeitlich war er sogar die WM-Führung los gewesen, als Rosberg hinter Vettel auf Platz zwei lag. Ricciardo attackierte im Finish aber mit den schnelleren weichen Reifen. Es kam zu einer Berührung, bei der sich Rosberg den Reifen aufschlitzte und Ricciardo den Frontflügel beschädigte. Dennoch reichte es für den Australier noch zu Rang drei.
"Es war ein verrücktes Rennen", meinte Ricciardo. "Dieses Podium fühlt sich wie ein Sieg an. Ich bin schon lange nicht mehr hier oben gewesen." Red Bulls bisher bestes Saisonergebnis war ein vierter Platz von Kwjat in Monaco. Der Russe avancierte nun mit 21 Jahren nach Vettel zum zweitjüngsten Podestfahrer der Formel-1-Geschichte. Kwjat: "Es war ein sehr hartes Rennen. Ich habe heute gelernt, niemals aufzugeben."
Eine Safety-Car-Phase hatte das Feld kurz nach Rennhalbzeit zusammengeschoben. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg war wegen eines ohne Fremdeinwirkung abgebrochenen Frontflügels in der ersten Kurve abgeflogen. Schon im Training hatte sein Teamkollege Sergio Perez mit einem spektakulären Überschlag nach einem Bruch der Radaufhängung für eine Schrecksekunde gesorgt.
Ferrari steuerte nach einem überragenden Start von Vettel und Kimi Räikkönen lange Zeit sogar auf einen Doppelsieg, den ersten seit mehr als fünf Jahren, zu. Der Finne musste aber mit einem Defekt am Energierückgewinnungssystem aufgeben. Die Zielvorgabe von zumindest zwei Saisonsiegen ist dennoch bereits zur Saisonhalbzeit erreicht. Die Formel 1 verabschiedet sich nun in eine vierwöchige Sommerpause. Das nächste Rennen geht erst am 23. August in Belgien über die Bühne.